Ich wache (selten) einfach auf und beginne zu schreiben. Oft sind es Begegnungen, Beobachtungen oder Erlebnisse, die mich inspirieren. Besonders offen für Inspiration von außen bin ich dann, wenn ich vorher ein inspirierendes Buch oder einen inspirierenden Text gelesen habe. In letzter Zeit fand ich vor allem diese zwei Kurzgeschichten-Sammlungen inspirierend:
Zora Neale Hurston – Hitting a straight lick with a crooked stick
Zugegeben, um jedes Wort dieser Kurzgeschichten-Sammlung zu verstehen, muss man sehr gut Englisch können, am besten ein bisschen afro-amerikanisch. Was ich definitiv nicht kann, aber es hat ausgereicht, um ihre sprachlichen Bilder zu erfassen, in die Welt einzutauchen und das alltägliche und zugleich besondere in ihren Geschichten zu erspüren.
Dank Zora Neale Hurston habe ich erkannt, dass Sprache in der Lage ist, das Einzigartige hinter dem Banalen zu erfassen. Dafür benötigt man allerdings zwei wichtige Fähigkeiten: Zum einen die Fähigkeit, genau zu beobachten und zu sehen, was anderen verborgen bleibt. Zum anderen muss man eine Sprache finden, um diese Beobachtungen in Bilder zu fassen, die selbst diejenigen verstehen, die von der Wirklichkeit, die sie beschreiben, keine Ahnung haben. Sie kann das definitiv und motiviert mich, genauer hinzusehen und mich im Schreiben ab und zu mit vermeintlich Nebensächlichem zu beschäftigen. Nicht selten ist daraus in meinen Geschichten eine neue Wendung oder aus einer Aneinanderreihung von Worten ein eigenes Leben zwischen den Zeilen entstanden.
Das Buch ist übrigens nicht einfach zu bekommen – wer in Innsbruck und Umgebung wohnt, hat das Glück, es in der AEP-Frauenbibliothek ausleihen zu können.


Ali Smith – Die ganze Geschichte und andere Geschichten
Ali Smith macht aus kleinem Großes. Gibt Rätsel auf, wo keine sind und lässt ihre Figuren Dinge tun und sagen, mit denen Leser:innen nicht rechnen, sie baut Spannungsbögen in fade Ebenen.
Die Mischung aus fantastischen und realen Elementen geht bei ihr auf. Die Figuren bleiben im Hintergrund und treten gerade dadurch nach vorne. Als Lesende hatte ich häufig das Gefühl, als läge ein Schatten über ihnen und als müsste ich nur weiterlesen, um sie ins Licht zu stellen, wo ich sie endlich richtig sehen kann, klar und nackt.
All das macht Ali Smith mit einer beneidenswerten sprachlichen Leichtigkeit, die mich eingenommen und mir den Wunsch eingeflüstert hat, es ihr gleichzutun.
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